Donnerstag, 5. November 2009

Nachrichten aus Mittelerde

Das Semester an der Anhui Univesity ist zur Hälfte - und viel zu schnell - schon um, und damit ist auch im Unterricht ziemliche Routine eingekehrt. Jeden Tag von 8 bis 12, man weiss genau wann die Pausen dazwischen sind und freut sich auf einen heissen Nescafé (inzwischen wird es auch in Hefei etwas kälter. Besser: War es auch in Hefei etwas kälter geworden, nämlich am Montag und Dienstag, inzwischen sind wir wieder bei Tagestemperaturen von mehr als 20°. Eine ältere Dame hat mir erklärt, das Wetter sei kurzfristig so kalt gewesen, weil eine legendäre Hexe einen kalten Wind aus Sibirien herüber pustet).

Der Unterricht ist meistens - mit wenigen Ausnahmen - ok, aber leider nicht grandios, weshalb ich auch auf die Option, hier ein zweites Semester zu bleiben, verzichten werde. Eigentlich die beste Lehrerin ("Lehrerin Li") haben wir im Schreibunterricht, aber die gute Dame hat so eine schrille, laute Stimme und spricht einen bösen Anhui-Dialekt, sodass ich froh bin, sie nur einmal in der Woche ertragen zu müssen. Immerhin lässt sie uns eine Menge reden, das vergessen die anderen Lehrer ab und an. Ausserdem etwas merkwürdig ist, dass sie uns immer Aufsätze schreiben lässt und die dann, statt sie selber zu korrigieren, von ihren chinesischen Studenten ausbessern lässt. Die Studenten sollen dann jeweils mit uns per Telefon Kontakt aufnehmen, uns treffen und die fertigkorrigierten Aufsätze übergeben.. Das hat den Hintergrund, dass Lehrerin Lis chinesische Studenten "Chinesisch für Ausländer" lernen und somit später glücklichen Langnasen die chinesische Sprache beibringen werden - die sollen also jetzt schon Erfahrungen mit "Waibin" (外宾, auslöndischen Gästen) machen.

Damit bin ich nun nicht so besonders glücklich, weil das bedeutet, jede Woche eine neue Minibande von chinesischen Studenten (einer kommt selten alleine) dazuhaben, mit denen Smalltalk machen zu müssen etc. Jeder der mal in China war weiss nämlich, dass das nicht unbedingt einfach ist - ok, ich kann mich ohne Probleme eine Stunde auf Chinesisch unterhalten, aber die chinesischen Studenten sind so darauf programmiert, Auslönder erstmal nicht als Kommilitonen, sondern eben als "Ausländische Gäste" wahrzunehmen, dass das Gespräch immer um "Wie lange bist du in China? Wie lange wirst du in China bleiben? Magst du das chinesische Essen?" oder so kreist. Der erste Kontakt ist deshalb meist etwas anstrengend, weil man die selben Sätze, die man shcon tausendmal gesagt hat, andauernd wieder anbringen muss.

Ich freue mich grade übrigens ausserordentlich darüber, dass der DAAD mich zu einem Stipendiatentreffen in Beijing in eineinhalb Wochen eingeladen hat, Fahrtkosten und Übernachtung inklusive. Das bedeutet dann erstmal in beijing rumhängen, ein paar altbekannte Sehenswürdigkeiten und Bars (D22! Little Jiuba!) besuchen, schauen ob meine ehemaligen Mitbewohnerinnen noch in dem selben, heruntergekommenen Haus am Xidan (西单,"westliche Kommune") wohnen - und danach kann ich dann die Gelegenheit am Schopf ergreifen und einen Zug nach sonstwohin nehmen, Xi`an oder Chengdu etc.
[Das Foto, das ich hier eher willkürlich an der rechten Seite angebracht habe, habe ich an einem der Seen, die das Stadtzentrum (wohl den historischen Kern, obwohl man das wegen der kommunistischen Raumerschließung nicht mehr ganz nachvollziehen kann) umschließen, gemacht. Das ist einer der schönsten Plätze in Hefei - die Brücke führt zu einer kleinen Insel, auf der einige kleine Höfe und ein Teehaus im Huizhou-Stil sind.]

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