Brr, Beijing ist im Vergleich zu Hefei doch etwas kälter. Nachdem ich drei Stunden durch die Stadt gewandert bin, bin ich kaum in der Lage, meine Hände zu bewegen. Ich musste im Bookworm - einem kleinen Café im Chaoyangbezirk von Beijing - Zuflucht suchen.
Das Stipendiatentreffen war überraschend gut! Neben der Angenehmheit, nach fast drei Monaten in Asien ein westliches Frühstücksbuffet und ein gewärmtes Zimmer zu bekommen, hat auch das Programm Spaß gemacht. U.a. gab es einen Empfang in der deutschen Botschaft (Freibier inklusive, was die meisten von uns Studenten voll ausgeschöpft haben), einen Vortrag vom Zeit-Korrespondenten in Beijing Frank Sierer (etwas populistisch) und eine Stadtrundfahrt mit einem italienischen Architekten (der jede Menge Fachwissen über Stadtplanung sowie trockenen Humor dabei hatte). Ein paar andere Sachen waren keine unbedingten Highlights (Vortrag über Arbeitschancen in China etc.). Insgesamt war nur ein Tag mit Programm gefüllt.. Die anderen Studenten hab ich hier zum ersten mal getroffen, es gibt momentan weder aus Duisburg noch in Hefei DAAD-Stipendiaten! "Merkwürdigerweise" waren die meisten in Shanghai stationiert und studierten BWL auf englisch. Aber man kann ja trotzdem ein guter Mensch sein ;-).
Als ich das letzte mal hier war, wurde z.B. am CCTV-Gebäude noch gewerkelt - das ist inzwischen längst fertig, leider ist das zum Komplex gehörende TVCC (das kleinere dahinter) beim letzten chinesischen Neujahr abgebrannt, irgendjemand hatte die Sache mit dem Feuerwerk übertrieben.. ;-) Ziemlich beeindruckend ist auch das Olympiagelände (nicht so organisch in die Stadt eingefügt wie in München, aber kolossaler), wo wir uns gestern beim Besuch den Popo abgefroren haben.
Nach diesem Wochenende, an dem ich vom deutschen Staat nach allen Regeln der Kunst verwöhnt wurde (danke Staat!), geht morgen abend mein Nachtzug nach Xi`an, wo es bestimmt klasse wird. Auf die Terrakotta-Armee bin ich zwar gar nicht so scharf, aber ein Besuch in der Stadt ohne wär wohl beschämend. Andere Highlights sollen angeblich die Stadtmauer und das Muslimviertel (entspricht das Duisburg-Marxloh?) sein ..
18.11.
Ich bin also Montag abend nach einem leckeren Abendessen mit Jonas (einem Mit-Stipendiaten) und zwei Freunden von ihm in den Zug nach Xi`an gestiegen, nach zwei Tagen durch-die-Stadt-rennen ziemlich müde und nur darauf aus, zu schlafen - aber natürlich wurde daraus nicht viel: Ein älterer Chinese, der das Bett über mir hatte, rezitierte mit voller Stimme irgendeinen Quatsch, der sich für mich wie eine Comedy-Vorstellung angehört hat. Vielleicht auf dem Weg zu einem Talentwettbewerb in Xi´an? Leider hat niemand den guten darauf aufmerksam gemacht, dass das ziemlich nervte, und ich wollte auch nicht den unfreundlichen Ausländer geben. Ich habe mir dann stattdessen ein Terry Pratchett-Hörbuch angehört. Auch als er endlich fertig war, war das Einschlafen nicht viel einfacher, da der Kerl wie eine Seekuh zu schnarchen angefangen hat. Ai ya!
Das besondere an Xi´an ist, dass die ganze Stadt von einer riesigen Stadtmauer umgeben ist, auf der man wandern, radfahren u.a. kann. Beijing hatte sowas auch mal, bis die Mauern abgerissen und durch die zweite Ringstraße ersetzt wurde, sodass nur noch einige kümmerliche Überreste im Südosten zu sehen sind. Nachdem ich in einem netten Hostel am Südtor meinen Reiserucksack abgeladen habe, habe ich den Bus zu Xi´ans Nummer-1-Attraktion, der Terrakotta-Armee, genommen.
Weil mir Xi´an gut gefallen hat habe ich mich entschlosse, nicht mit Zwischenstopps in Luoyang und Kaifeng zurückzufahren, sondern länger zu bleiben und dann mal wieder einen direkten Nachtzug zu nehmen. Ziemlich viel an der Stadt hebt sich nicht von anderen Städten, z.B. auch Hefei ab. Ich find es schwer auf Anhieb zu beschreiben, aber die Straßen sehen auch hier typisch chinesisch aus, ziemlich grade, viele Autos, etwas auswechselbare Straßenzüge und Läden, die sich jeweils nicht von anderen in der Umgebung abheben, riesige Neubauprojekte, bei denen einiges gut, anderes abartig aussieht und so weiter. Das hört sich etwas hart an, aber die meisten chinesischen Städte sind an sich nunmal meistens nicht besonders schön, gefällig oder was auch immer ;-).
Mitten im Moslemviertel findet man die "Große Moschee", die mit leicht chinesischem Touch gebaut wurde. Man erkennt erst auf den zweiten Blick, dass das überhaupt eine Moschee ist und nicht ein buddhistsicher Tempel: Das Gelände geht nicht von Süd nach Nord wie chinesische Tempel, sondern von Ost nach West (Mekka..). Wie in chinesischen Tempeln gibt es eine "Geisterwand", die beschränkte Geister, die nach chinesischem Glauben nicht um Ecken gehen, davon abhält in den Tempel zu kommen. Und das Minarett, naja, man hätte es auch für eine Pagoda halten können.
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